Menschen, bei denen eine bipolare Störung diagnostiziert wurde, leiden neben ihrer Grunderkrankung häufig auch unter anderen psychischen Problemen. Dies ist nicht ungewöhnlich: Untersuchungen legen nahe, dass die Mehrheit der Menschen mit bipolarer Störung im Laufe ihres Lebens auch die Kriterien für mindestens eine weitere psychische Störung erfüllen. Das Verständnis dieser gleichzeitig auftretenden Erkrankungen ist von entscheidender Bedeutung, da sie die Behandlung erschweren und das allgemeine Wohlbefinden einer Person erheblich beeinträchtigen können.
Der Zusammenhang zwischen bipolarer Störung und Angst
Angststörungen sind die häufigste gleichzeitig auftretende Erkrankung und betreffen etwa 40 % der Menschen mit bipolarer Störung. Diese Überschneidung ist kein Zufall; Die Symptome können sich gegenseitig verschlimmern. Beispielsweise kann eine manische Episode die Angst verstärken, während die Angst selbst Stimmungsschwankungen bei einer bipolaren Störung auslösen oder verstärken kann. Schlafstörungen, ein häufiges Angstsymptom, können bei einer bipolaren Störung auch die Stimmungsregulierung destabilisieren und Menschen zu extremeren Hochs oder Tiefs drängen.
Die Überschneidung mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) ist eine weitere häufige Komorbidität. Die Erkrankungen weisen Symptome wie emotionale Instabilität, Impulsivität und starke Stimmungsschwankungen auf, was zu häufigen Fehldiagnosen führt. Bis zu 40 % der Menschen, bei denen ursprünglich eine BPD diagnostiziert wurde, leiden möglicherweise tatsächlich an einer bipolaren Störung, während etwa 10–20 % der Menschen mit einer bipolaren Störung auch die Kriterien für eine BPD erfüllen. Der Hauptunterschied liegt in der Dauer und Art der Stimmungsschwankungen; Die bipolare Störung umfasst unterschiedliche Episoden, während die emotionalen Schwankungen bei BPD oft schneller und allgegenwärtiger sind.
ADHS und bipolare Störung: Eine komplexe Beziehung
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) tritt auch oft gleichzeitig mit einer bipolaren Störung auf und betrifft bis zu 17 % der Erwachsenen mit dieser Erkrankung. Die Kombination kann zu einer schlechteren Funktionsfähigkeit und häufigeren Rapid-Cycling-Episoden führen. Die Überschneidung der Symptome – wie Impulsivität und Reizbarkeit – erschwert die Differenzierung. Ein hohes Energieniveau, unorganisiertes Denken und schlechte Planung bei unbehandeltem ADHS können Manie vortäuschen und die Diagnose weiter erschweren. Darüber hinaus kommt es bei ADHS häufig zu Depressionen (betroffen sind 18,6–53,3 % der diagnostizierten Personen), was die wahre Natur der bipolaren Störung verschleiern kann.
Warum gleichzeitig auftretende Störungen wichtig sind
Es ist wirkungslos, nur eine Erkrankung zu behandeln und andere zu ignorieren. Untersuchungen zeigen, dass beispielsweise das Vorliegen einer bipolaren Störung und einer ADHS die Ergebnisse beider Erkrankungen verschlechtert. Eine genaue Diagnose und eine umfassende Behandlung sind für die Verbesserung der Lebensqualität unerlässlich. Wenn die Symptome nicht mit der bipolaren Diagnose übereinstimmen, ist eine gründliche Untersuchung auf gleichzeitig auftretende Störungen von entscheidender Bedeutung.
Das Ignorieren dieser Zusammenhänge kann zu längerem Leiden und einer suboptimalen Behandlung führen. Fachkräfte für psychische Gesundheit müssen das Gesamtbild berücksichtigen, um die effektivste Versorgung zu gewährleisten.
Letztendlich leben viele Menschen mit bipolarer Störung mit mehreren psychischen Erkrankungen. Das Erkennen und Behandeln dieser Komorbiditäten ist für eine genauere Diagnose und den Weg zu einem besseren Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung.
